Deutscher Tsunami: Hauptsache, wir schlagen auf den Gegner ein
Das alte Thema holt uns immer wieder ein. Die Deutschen sind in ihren Übertreibungen unübertroffen, im Guten wie im Bösen.
Zum Beispiel Japan, anno März 2011: Vor unser aller Augen spielt sich eine Tragödie mit ungeheuren Ausmaßen ab. Nach der Katastrophe von 2004 hielten wir das für nicht steigerbar. Die Natur belehrt uns nun eines Besseren.
Doch während sich die Japaner in einer unglaublichen Disziplin üben, um dieses „Unheil der Götter“, dieses seit Menschengedenken größte Natur-Unglück zu bewältigen und die damit drohenden Gefahren von atomaren Gaus wenn schon nicht zu verhindern, so doch einzuschränken, üben sich deutsche politische Gruppierungen in der Ausnutzung des schrecklichen Szenariums zu billigen politischen Zwecken. Man könnte meinen, nicht Japan
wäre von diesem Tsunami getroffen worden, sondern die deutsche Nordseeküste. Nicht japanische Atommeiler sind durch die Erdbebenfolgen in höchster Gefahr, sondern die
gehassten Meiler in Deutschland. Da gilt es, die Gunst der Stunde, die Stimmung für politische Wechsel in anstehenden Landtagswahlen zu münzen. An vorderster Front jene Politiker, die immer schon vorgaben und vorgeben, einzig das Wohl ihres Volkes im Auge zu haben. Und sich dabei nicht scheuen, um billiger Vorteile wegen Ängste zu schüren und Natur-Tragödien hemmungslos zu skandalisieren.
Wohltuend allerdings die sonst unübliche gelassene und doch bestimmte Reaktion der Bundesregierung, die sofort ihre Bereitschaft bekundete, die eigene bisherige Politik infrage zu stellen. Das geschah in Würde, unaufgeregt und der Tragödie in Asien angemessen: Zurückhaltend, um nicht zu verletzen, wo ohnehin nicht fassbare Verletzungen entstanden sind; konstruktiv und visionär, um einen Richtungswechsel nicht nur als Möglichkeit in den Raum zu stellen.
Die Menschen in Japan brauchen jetzt unsere ruhige, überlegte, tatkräftige Hilfe, nicht unsere Aufgeregtheit oder gar unser Jammern über die Möglichkeiten, was wäre, wenn…
Dass die einschlägigen politischen Kreise die Angst der Menschen mitnichten ernst nehmen, sie vielmehr für ihre Zwecke instrumentalisieren, läßt sich leicht beweisen. Während die Angst vor den realen oder vermeintlichen Gefahren der Kernenergie aufgegriffen und durch systematische Propaganda zur Hysterie gesteigert wird, wird die berechtigte Angst vieler Menschen vor zivilisatorischen Einbrüchen durch eine im Mittelalter zurückgebliebene, fanatisch praktizierte Religion kriminalisiert. Wie naiv muß man sein, um an die Ehrlichkeit dieser Politiker zu glauben?
So wird es immer bleiben, dass die Parteien dies nutzen, wenn es in anderen Ländern zu Katastrophen kommt und durch das Leid andere versuchen Politik zu machen. Ich frage mich auch, wo sind denn die ganzen europäischen Demokraten hin? Dass sie zusehen wie der Diktator Gadafi sein Volk abschlachtet. Wenn man alles genau beobachtet, versucht die jetzige Regierung erst immer abzuwarten bis alles vorbei ist und dann wird gehandelt. Das kommt mir so bekannt vor!
Unabhängig von jeglicher politischen Ausrichtung, jeglicher Form des gesellschaftlichen Regimes sind allgemein betrachtet Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bis heute nicht aus dem erbärmlichen Stadium von Alchemisten, Gauklern, Scharlatanen, Hochstaplern, Lügnern, Betrügern, Inquisitoren und Hexenjägern, arroganten Alles(nichts)wisssern herausgekommen. Sie erfüllen Goethes Zauberlehrling in vollem Umfang und haben dabei das „Versuchstier Mensch“ entdeckt. Jedes prognostisch kluge Denken und Handeln wird dabei vermisst. Die Chancen zum Umdenken wurden 1989/90 verpasst, also inzwischen mehr als 20 Jahre lang verschlafen. Japan in der Atomkatastrophe ist eine wohl letzte Chance zur sinnvollen Umkehr. Schrottmailer vom Netz bis zum stufenweisen vollen Ausstieg aus den „jetzigen Formen“ der Nuklearenergie – hin zur technischen Nachgestaltung der Photosynthese im Großformat!
Den Japanern aber möge das fürchterliche Unheil letztlich noch beherrschbar bleiben. Das durch Hiroshima und Nagasaki in schwerster Form geschädigte Volk muss endlich in Frieden zur Ruhe kommen können. Millionen sind 1989/90 in unsere Kirchen geströmt, um an Friedensgebeten teilzunehmen. Ein solcher gemeinsamer Wille möge die Japaner und uns alle weltweit erfassen, dann wird diese atomare Katastrophe die letzte gewesen sein.
Spiritus Anonymus
(Zusendung an mauerdemonstrant per email)