Ein Mord, der Extremisten vermutlich jubeln lässt
Berlin, 6.06.2012/cw – Sechs Kinder im Alter von einem bis 13 Jahren mussten zusehen, wie der eigene Vater die erneut schwangere Mutter geradezu viehisch hinrichtete: Nachdem diese ermordet worden war, zerstückelte er die Leiche, warf den abgetrennten Kopf und weitere Teile über die Terrassenabsperrung in den Hof. Entsetzte und fassungslose Nachbarn mussten diesem beispiellosen Geschehen hilflos zusehen, bis die alarmierte Polizei eintraf.
Wer zwei Tage später den Hof betritt, trifft auf einen Platz, auf dem unzählige Teelichter zwischen zahlreichen Blumen platziert stehen. Fotos der ermordeten Frau stehen säuberlich aufgestapelt an der Wand, Zeugnis der am Abend zuvor durchgeführten demonstrativen Mahnwache einer Kurdischen Frauen-Initiative und eines türkischen Vereins aus Neukölln, der sich gegen die Gewalt türkischer Männer an den Frauen richtet. Immer wieder treten Menschen, junge und alte, Frauen, Männer, Kinder an den Blumen-Torso, halten erschüttert inne, legen oder werfen eine Blume, eine Rose in das Blumenfeld, wenden sich mit leerem Blick und Tränen in den Augen ab.
Der erschütterte Besucher blickt zunächst nach oben auf die Absperrung, die die Terrasse begrenzt, von der die Teile einer Mutter in den Abgrund geschleudert wurden. Drei riesige TV-Antennen sind zu sehen, Reste der polizeilichen Absperrung aus rot-weißer Kunststoff-Folie. Unwillkürlich sucht man nach Spuren, die dieses Verbrechen erklären, fassbar machen können. Das Namensschild am schmutzig wirkenden Hauseingang „Mordhorst“ ist zwar zufällig, löst aber unwillkürlich Schauer aus. Die Realität holt jede Phantasie eines Schriftstellers oder Drehbuchautoren ein.
An den Wänden zahlreiche Schriften, hingesprayte Ausbrüche unbewältigter Gefühlsstürme, auch Ausdruck gescheiterter Integration: „I hate (Ich hasse)“. Zerbrochene Fensterscheiben, über denen wie zum Hohn eine Info über die regelmäßig durchgeführte Hausreinigung angeklebt hängt. Ein anderes Fensterloch wurde einfach zugemauert, brutale Lösungen sozialer Konfliktfolgen in einer Stadt, die wahrlich von abschottenden und ausgrenzenden Mauern alle Zeit genug haben dürfte. Es bleibt nach diesem Hofgang der ernüchternde Eindruck, dass auch dieser Mord keinen namhaften Politiker dazu bewegen wird, sich in dieses Reservat einer sich brutal entwickelnden Gegenkultur zu begeben oder gar tatkräftig an Lösungen zu arbeiten. Der nächste Wahlkampf steht erst in über vier Jahren an, da reicht es wohl, in geübter Manier den Medien gegenüber wohlfeile Statements über die „Erschütterung“ und „das sich endlich etwas ändern müsse“ abzugeben.
Es ist ja richtig, die Kinder sind in einer für bürokratische Verhältnisse beispiellos schnellen Reaktion gemeinschaftlich in einem Kinderheim untergekommen. Beruhigt? Wohl eher nicht. Wo bleiben die zahlreichen Institutionen und Stiftungen oder auch kinderlose Elternpaare, die ebenso unbürokratisch eine psychosomatische Betreuung, eine langzeitige „Erholung“ von diesem beispiellosen Trauma ermöglichen oder gar die Patenschaft übernehmen?
Allenthalben beklagen wir das Vorhandensein von Extremismen in unserer Gesellschaft, wobei wir besonders die rassistisch anmutenden und vielfach real vorhandenen Fremdenfeindlichkeiten von Neo-Nationalsozialisten zu Recht anprangern. Aber handelt die Gesellschaft entschlossen genug, diesem Treiben wirksam zu begegnen? Wäre nicht die klare und unmissverständliche soziale Reaktion auf dieses fürchterliche Verbrechen die beste Antwort, die wirksamste Vorsorge gegen diese Formen des politischen Kannibalismus? Der in diesen Fällen übliche Verbalismus, die rhetorische Verurteilung ohne folgerichtige Konsequenz durch die Verantwortlichen bereiten erst den Boden für derartige extremistische Exzesse, zunächst ebenfalls verbal, um dann womöglich blutig umgesetzt zu werden (NSU-Morde).
Man hört es buchstäblich in den Ohren klingeln, braucht nicht selbst Ohrenzeuge zu sein, um den heimlichen Jubel von in diesem Fall rechten Extremisten über derartige „Islamisten- oder Türken-Morde“ zu vernehmen. Sind doch solche fürchterlichen Geschehnisse Wasser auf die Mühlen derer, für die Begriffe wie „Mitmenschlichkeit“, „soziale Kompetenz“ oder gar „humanitäre Gemeinsamkeit zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft“ Fremdworte sind, derartige Verbrechen Beleg für die „Unvereinbarkeit unterschiedlicher Rassen und Kulturen“ sind.
In der Tat hat unsere Gesellschaft einen unverkennbaren Nachholbedarf in Sachen Integration. Wir haben uns in der Vergangenheit darauf beschränkt, alle Kulturen dieser Welt in diese Stadt, in unser Land einzuladen, ohne jemals ernsthaft über Konsequenzen auch nur ansatzweise zu diskutieren oder gar Programme zu entwickeln, die den Namen Integration auch verdienen.. Wir haben geglaubt und glauben bis heute, dass die einhellige Verurteilung extremistischen Gedankengutes als Beleg unserer Gutwilligkeit ausreichend erscheint. Und wir geben jedes Jahr Millionen dafür aus, das Extremisten auf der linken Seite ihre Parolen „gegen Rechts“ ausreichend finanzieren können. So klopfen wir uns seit mittlerweile Jahrzehnten auf die eigene Brust: Seht her, was wir gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus tun (und finanzieren). In diesem Konglomerat von Selbstzufriedenheit und Verdrängung („Lasst es regnen, macht uns aber nicht nass!“) bleibt die Glaubwürdigkeit auf der Strecke, werden die Integrations-Probleme nicht weniger, sondern drängender, werden sich derartige Exzesse, wie der jüngste in Kreuzberg sich häufen, werden Extremisten beglückt ob dieser Vorlagen in die Lücken dieser Glaubwürdigkeit springen und durch „eigene Glaubwürdigkeiten“ ersetzen.
Nein, es reicht nicht aus, indirekt Antisemitismus und Rassismus als Plattform zu pflegen, um die eigene Daseinsberechtigung nachzuweisen. Wir müssen Programme für eine umsetzbare Integration entwickeln, die vor Ort ihre sozial-politische Wirkung entfalten. Das ist freilich kostspieliger, als die Finanzierung leerer Propaganda-Sprüche, aber wesentlich nachhaltiger. Freilich ginge das nur um den Preis, möglicherweise eines Tages (und hoffentlich) ein gewohntes Feindbild zu verlieren, weil dann „Rassismus“ und „Fremdenhass“ zu Fremdwörtern geworden sein werden.
Na und? Diese dann zu Worthülsen verkommenen, heute noch so „Millionen-teuren“ Begriffe wären mir als historische Fußnoten am Liebsten. Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun. Fangen wir an. Fassbar und konkret mit der praktischen Fürsorge für die traumatisierten Kinder einer fürchterlichen und beispiellosen Tat in Kreuzberg.
V.i.S.d.P.: mauerdemonstrant, Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953
Fotos © 2012: LyrAg
Nach einem „Aufschrei“ in den Medien und der Politischen Klasse wird auch diese erschreckende Tat wieder in der Erinnerung vieler verblassen, die Medien zeigen das jetzt schon auf. Die sozialen und Integrationsprobleme haben einen kritischen Punkt überschritten, der mit „kosmetischen Mitteln“ und Sonntagsreden sicher nicht mehr lösbar ist.
Wer darüber jubelt, gehört zu den viehischen, unmenschlichen, perversen Sadisten, zu den Dienern des Teufels. Für diesen Täter sollte es nichts als die Todesstrafe geben dürfen, am besten auf dem elektrischen Stuhl. Das Schicksal wird diesen Verbrecher mit Sicherheit gerecht richten. Möglicherweise werden seine Mitgefangenen zu ihrem eignen Schutz einen Weg finden müssen, wie sie ihn gegen den Menschenfresser Dahmer gefunden haben. Der Staat ist unfähig jemanden in der Öffentlichkeit oder im Gewahrsam vor solchen Schwerstverbrechern hinreichend zu schützen. Er hat auch ganz offensichtlich gar kein Interesse daran.
Das schreibe ich als konsequenter Gegner der Todesstrafe, die leider in der Regel missbraucht wird, um unliebsame Zeitgenossen zu beseitigen.
oder Unschuldigen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Ich warte jetzt wiederum nur noch auf das Gutachten, das dieser Bestie einige jahre nach der Verurteilung eine günstige Prognose bescheinigt, damit er nach 5 Jahren Haftverbüßung erstmals Hafturlaub beantragen kann, damit er schnell reintegriert werden kann, wie es von völlig verantwortungslosen Juristen geplant wird. Einer dieser grandiosen juristischen Planer ist noch in den letzten Zuckungen der DDR vehement für die Wiedereinführung der Todesstrafe eingetreten.
Stefan Köhler
Zum Artikel des Mauerdemonstranten:
Ausgewogener und angemessener kann man zu diesem Fall unmenschlicher Barbarei nicht Stellung nehmen. Ich fürchte nur, dass auch die maßvollste Mahnung ungehört verhallt.
Ein Land, das seine eigenen positiven Traditionen, Ethik und Moral, von christlichen Normen im Sinne von Nächstenliebe will ich nicht erst sprechen, willkürlich, je nach Bedarf einfach über Bord wirft, schafft sich nicht erst ab, sondern hat das bereits in übelster Verantwortungs-losigkeit vollbracht. Besserung ist hierzulande nimmer zu erwarten. Es kann nur alles noch schlechter werden, weil von den Oberen kaum einer an Verbesserungen für die Mehrheit der Bevölkerung interessiert ist. Ihr ganzes Bestreben dient der Selbstsicherung und sonst gar nichts! Der mündige Bürger, der Wähler, das Volk, ist nur Mittel zum Zweck und sonst überflüssig.
Wer aber sein eigenes Volk total missachtet, wird auch niemals eine anständige Integration für Fremde und Gäste vollbringen. Hier gilt noch immer, was schon 1945 mit Kriegsende galt, wenn es gegen Umsiedler, Flüchtlinge, Vertriebene ging: „Schert euch hin, wo ihr hergekommen seid!“ Es hat sich diesbezüglich seither nichts gebessert, sondern nur verschlechtert. Die Ursachen dafür sind tiefgründig und vielfältig!
Stefan Köhler