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Furz-Erfassung

Na prima. Da feierten wir eben noch die Öffnung der Mauer vor zwanzig Jahren, die eingeleitete Agonie des DDR-Systems, der zweiten Diktatur auf deutschem Boden im zwanzigsten Jahrhundert. Und in die große Freudenfeier wurde die große Erleichterung über den Untergang des Orwellschen „1984-Systems“, des Ministeriums für Staatssicherheit, gleich mitgefeiert. Zu Recht!
Und nun? Nahezu klammheimlich, weil vom Bürger ziemlich unbemerkt, wird zum Jahresbeginn ein Datenerfassungs-System aufgebaut, das seinesgleichen in der sechzigjährigen Geschichte der Nachkriegs-Demokratie in Deutschland sucht. Nachdem der Bundesrat am 6.März 2009 das von der rot-grünen Koalition unter dem SPD-Kanzler Gerhard Schröder auf den Weg gebrachte Gesetzesvorhaben abgenickt hatte, soll dieses umfassendste Datenerfassungssystem dieser Republik in diesem Jahr umgesetzt, d.h. aufgebaut werden.
Da werden die vielen großen und kleinen Helferlein aus dem seinerzeitigen MfS sicherlich gerne und diskret zur Hand gehen. Hat man doch im Rahmen demokratischer Fürsorge so einige dieser erfahrenen Überwachungs-Funktionäre in die Ministerial-Bürokratie integriert.

Jetzt sollen also nicht nur relevante Einkommensdaten, sondern selbstverständlich auch Krankenzeiten, Kündigungsfristen und -gründe, Abmahnungen und die Teilnahme an legalen und illegalen Streiks erfasst werden. Potztausend! Haben wir uns nicht noch eben erregt über die breite Repräsentanz von Stasi-Zuträgern in der Brandenburg-Fraktion der LINKEn in Potsdam? Warum eigentlich? Waren die nicht nur Vorläufer (oder Vorarbeiter) eines Systems, das nun unter dem schönen verniedlichten Namen „Elena“ ganz legal staatlicherseits eingeführt werden soll?
Mal ganz im Ernst: Wann werden denn auch die Furze erfasst, die ein Bürger genau zu dem Zeitpunkt hat fahren lassen, als ein Bundespräsident oder eine Kanzlerin eine wichtige Rede an die Nation hielten (Weihnachten oder Neujahr, zum Beispiel)? Derartige herabwürdigende und staatsgefährliche Ablassungen müssen endlich auch erfasst werden, damit es nicht – rein vorsorglich, versteht sich – zu einer staatsgefährdenden Verstinkung der reinen Luft-Zufuhr für den Bürger kommen kann (dabei ist der Zeitpunkt des Dampf-Ablassens zwar auch nicht gerade staatsfördernd, aber selbstverständlich im Rahmen der Demokratie an sich -noch- zulässig).

Sind wir endlich einmal ehrlich: Wenn all das Gerede um Bürgermut und Bürgerrechtlertum von und um 1989 Bestand haben, also glaubwürdig bleiben soll, dann müsste es jetzt in diesem Land einen berechtigten Aufstand gegen „Elena“ geben. Oder sind Bürgerrechte nur gefragt, wenn sie sich gegen ein anderes als das eigene Fehlverhalten richten?

Entschuldigung, ich musste gerade ziemlich laut f…..

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