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Sarrazinaden und Sirenenklänge

Nun hat es die Political-Correctness-Connection geschafft. Sarrazin wirf das (berufliche) Handtuch. Willkommen im Club der Jenningers, Hohmanns & Co. Das ist ja nicht neu in unserer neuen DDR. Wer ausspricht, was die Mehrheit denkt und die (führende) Minderheit nicht lenkt, ist neudeutsch out.

Klar: Früher stand die Gestapo, später die Stasi vor der Tür. Das ist heute (noch) erträglicher:   Der unliebsame Leserbriefschreiber wird mit einem Salär aus dem Beruf gekippt; der freche hungerstreikende Herausforderer eines Ministers wird mit einer Abfindung versehen und um seine Karriere gebracht; ein Bundestagspräsident wird an den Pranger gestellt und verbal zur Demission geleitet (weil er eine Rede falsch betont hat, also wohl doch kein Schauspieler war); einem Bundestagsabgeordneten wird die Rede im Munde verdreht – sein politisches Aus.

Andere sind sensibler, packen noch zu einer Zeit ihre (politischen) Kleider in den Koffer und wechseln (in die Wirtschaft), ehe sie gewechselt werden. (Hat da einer „Merz“ oder „Koch“ geflüstert?)

Während also die Sarrazinaden schrill durch die Lande tönen, erklingen die Sirenenklänge unter Anführung der Kanzlerin medial durch die Republik: Die Bundesbank solle ihrer Verantwortung gerecht werden (und Sarrazin feuern?) und: Vertrauen in die Unabhängigkeit der Bundesbank ist ein Credo unseres Staates genauso, wie die Meinungs- und Gedankenfreiheit.

Der heftig umstrittene Buch-Autor hat sich das zu Herzen genommen. Für seine Gedanken- und Meinungsfreiheit hängt er lieber seinen lukrativen Bank-Job an den Nagel. Was die verbleibenden Bezüge oder Einmal-Zahlungen nicht richten, das spülen die Buch-Honorare in die Familienkasse.

Und so lange das so ist und (noch) keine Ledermäntel Herrn Sarrazin „zur Klärung eines Sachverhaltes“ die Aufwartung machen, so lange dürfen wir uns einhämmern, das alles nicht so schlimm  ist, wie es aussieht. Hoffentlich bleibt das noch möglichst lange so. Denn die (aussterbenden) Alten wissen noch, wie schnell man in einer Diktatur aufwacht, weil man versäumt hat, rechtzeitig die Stimme zu erheben oder sich gar gegen die Boten der Unfreiheit zur Wehr zu setzen.

Ach ja: Die Jugendrichterin dürfte, wenn sie es denn irgendwoher verfolgen kann, eigentlich froh sein, wenn ihre Buchhonorare den Erben zufließen und sie sich den Ritt durch die Mobbing-Meinung erspart hat. Sarrazin hat gezeigt, wohin es führen kann, wenn man nicht einer momentanen Verzweiflung nachgibt… Man wird dem Boulevard zum Fraß vorgeworfen.

Siehe auch:                                                                                                                                            http://www.medienfabrik-b.de/beta01/texte/sites/gesellschaf/gesellschaft05.html#sarrazin01

  1. argus
    10. September 2010 um 16:43

    Habt ihr euch eigentlich einmal Gedanken gemacht, wieso „political correctness“ eigentlich so verwerflich, ja kriminell ist?

    JEDE DIKTATUR verlangte von den Bürgern political correctness.
    Wenn ich im Nationalsozialismus poltisch korrekt war, habe ich den rechten Arm gehoben und Heil Hitler gerufen.
    Dann war ich politisch korrekt.

    Wenn ich in der vDDR „hoch,hoch,hoch“ rief und (spöttisch gesagt) den linken Fuss gehoben habe, war ich politisch korrekt.

    Wie politisch korrekt soll ich heute sein?????

    MIT POLITICAL CORRECTNESS FING JEDE DIKTATUR AN !!!!!!!!

    Deshalb habe ich an meinem Wagen einen Aufkleber:

    POLITICAL CORRECTNESS – NEIN DANKE.

  2. 10. September 2010 um 18:10

    Klare Worte, die andere vermissen lassen – und lieber den Gesang der Politischen Klasse repetieren.

    Respekt, Herr Holzapfel.

    Martin Sachse

  3. Frank Hiob
    13. September 2010 um 11:06

    Dem Komemntar von Martin Sachse kann ich nur zustimmen.

    Wie wird wohl die nächste oder der nächste Politiker heissen,der wegen der Warheit weggemobbt wird.

    Frank Hiob

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